Zwangsgedanken und Zwangshandlungen

Ebenso wie bei Depressionen unterscheide ich hier zwischen Phasen starker emotionaler und ggf. zugleich körperlicher Belastung, in welchen bei den Betroffenen verstärkt zwanghafte Gedanken oder Handlungen aufkommen. Das vermehrte Verlangen nach Sicherheit ist eine Reaktion auf die verstärkt als unsicher oder im Umbruch empfundenen Lebenswelt. Zwangsartige Handlungen wie Putzen, Händewaschen oder eine exakte Anordnung von Dingen schaffen hier Struktur und beruhigen dadurch. In der Therapie geht es hier vor allem darum, mögliche Veränderungen besser zu verarbeiten, Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten zu stärken und geeignete Strategien zu entwickeln. Daher setze ich hier vorwiegend auf Gesprächstherapie, kognitive Verhaltenstherapie und Hypnotherapie, häufig begleitet von Bachblüten und Kräuterheilkunde.

Die andere Form von zwanghaftem Verhalten sitzt tiefer, denn sie beruht auf einer entsprechenden Persönlichkeitsstruktur. Auch hierbei ist für mich der tiefenpsychologische Ansatz von Fritz Riemann wertvoll. Für ihn ist die zwanghafte Persönlichkeitsstruktur durch eine tief sitzende Angst vor Veränderung bzw. der Vergänglichkeit geprägt. Daher werden verstärkt Kontrollmechanismen eingesetzt, um beunruhigende Veränderungen zu vermeiden. Häufig betrifft dies auch die eigenen Empfindungen und Gefühle, die kontrolliert werden möchten. Ansätze aus kognitiver Psychotherapie, Hypnotherapie und Ego-State-Therapie sind hier hilfreich, um diese Strukturen immer mehr in ein lebendiges Fließen zu bringen. Oft finden sich die Persönlichkeitsstrukturen auch im Familiensystem, so dass auch eine hypnosystemische Betrachtung sinnvoll sein kann. Bachblüten können ebenfalls dabei helfen, die notwendigen inneren Prozesse in Bewegung zu bringen.