Depressive Zustände

C.G. Jung, einer der Urväter der Psychoanalyse, sah Depressionen als zugespitzte Lebenskrisen an, mit denen uns unser Unbewusstes sagen möchte, dass unser Leben zu einseitig geworden ist. Dass wir wichtige Aspekte unseres Lebens vernachlässigt haben, die aber auch gelebt werden möchten. Ein klassischer depressiver Zustand ist die „Midlife-Crisis“: Sie kann dann auftreten, wenn wir unsere bisher wichtigen privaten oder beruflichen Ziele erreicht haben, z.B. sind die Kinder groß und aus dem inzwischen abbezahlten Haus; die Karriere führte uns zu der Leitungsposition, die wir angestrebt hatten – weiter wird es hier aber nicht mehr für uns gehen. Um diese Ziele zu erreichen, hatten wir auf vieles verzichtet und anderes zurückgestellt. Aber was kommt nun?

Depressionen gehören zu den häufigsten Erkrankungen in Deutschland, man geht davon aus, dass fast jeder fünfte Erwachsene mindestens einmal in seinem Leben daran erkrankt. Die Dunkelziffer ist hoch, denn Depressionen können sich auch hinter funktionellen Beschwerden wie Schmerzen oder Suchterkrankungen wie Akoholismus verbergen.

Im Hinblick auf die Behandlung ist es wichtig, verschiedene Formen von depressiven Zuständen voneinander abzugrenzen. Eine erste wichtige Unterscheidung besteht zwischen reaktiver und endogener Depression.

Reaktive Depressionen

Reaktive Depressionen werden heute als Anpassungsstörungen bezeichnet. Sie sind die Reaktion auf Verlusterlebnisse wie der Verlust eines geliebten Menschen, Verlust einer Beziehung, Verlust von Beruf, Karriere(aussichten), Wohnung, Heimat oder materielle Verluste.
In der Therapie geht es hier vor allem darum, das Verlusterlebnis zu verarbeiten, neue Perspektiven zu finden und angemessene Maßnahmen zur Erreichung auszuarbeiten. Daher setze ich hier vorwiegend auf Gesprächstherapie, kognitive Verhaltenstherapie, Hypnotherapie, Ego-State-Therapie und Timeline-Arbeit, oft unterstützt von Bachblüten und Kräuterheilkunde. Hilfreich ist hier auch häufig das Modell für Trauerprozesse, welches von der bekannten Schweizer Ärztin Elisabeth Kübler-Ross entwickelt wurde.

Endogene Depressionen

Diese werden heute als affektive Störungen bezeichnet. Sie sitzen tiefer, meist sind keine äußerlichen Auslöser erkennbar (endogen bedeutet „von innen kommend“). Die Ursachen sind bis heute insbesondere zwischen psychotherapeutischen und medizinisch-biologisch ausgerichteten Forschern stark diskutiert, aber nicht geklärt. Wichtige körperliche Einflussfaktoren sind familiäre Anlagen (sowohl genetisch als auch epigentisch), Veränderungen im Gehirnstoffwechsel (insbesondere bei den Neurotransmittern Serotonin, Dopamin und Noradrenalin), Drogen, Medikamente (z.B. Kortison, Antibiotika, Betablocker, Cholesterinsenker), Hormone sowie bakterielle und virale Erkrankungen. Psychische Einflussfaktoren sind vor allem Stressbelastungen, vergangene Traumata sowie psychische Strukturen, die ebenfalls durch die Familie vermittelt sein können.
Typische Verlaufsformen sind die unipolare Depression mit einer oder sich wiederholenden depressiven Phasen, die bipolare Depression bzw. bipolare affektive Störung und die Dysthymie. Die bipolare Depression ist seltener als die unipolare. Sie ist dadurch gekennzeichnet, dass sich depressive Phasen mit manischen Phasen abwechseln. Die Phasen können sich manchmal über Nacht abwechseln und von depressiven Symptomen in manische Beschwerden führen mit Übererregtheit, übersteigertem Optimismus und gesteigertem Tatendrang. Dieser ist vor allem gefährlich, da er zu riskantem Verhalten und unüberlegten Spekulationen führen kann, die nicht selten Familien an den Rand oder sogar in den Ruin gebracht haben. Kennzeichen für die Dysthymie schließlich ist, dass die depressiven Symptome über einen längeren Zeitraum – mindestens 24 Monate anhalten; dafür sind sie jedoch meist weniger stark ausgeprägt als bei den anderen endogenen Formen.
Bei diesen Formen der Depression behandle ich häufig unterstützend zu einer schulmedizinischen Therapie mit Antidepressiva. Hilfreich dabei sind insbesondere kognitive Verhaltenstherapie, hypnosystemische Ansätze, Ego-State-Therapie, craniosacrale Osteopathie sowie energetische Arbeit nach Master Choa Kok Sui. Teilweise begleitet von naturheilkundlichen Mitteln wie Schüßler-Salzen, Homöopathie oder Kräuterheilkunde. Vor allem bei der Dysthymie lohnt es sich, die psychischen Strukturen (Glaubenssätze und –systeme, Werte) genauer anzusehen. Sehr hilfreich ist dabei für mich der Ansatz des tiefenpsychologisch orientierten Psychotherapeuten Fritz Riemann, für den depressive Persönlichkeitsstrukturen vor allem dadurch gekennzeichnet sind, dass die Personen sich mehr um andere kümmern als um sich selbst und auch ihre Wahrnehmung entsprechend verlagert ist. Hintergrund ist die Angst davor, allein zu sein bzw. letztendlich die Angst vor der ungewissen Selbständigkeit. Insbesondere über Ansätze aus kognitiver Psychotherapie, Hypnotherapie und Ego-State-Therapie helfen dabei, diese Strukturen zu verändern und wieder näher zu sich selbst zu gelangen. Nicht selten sind diese Strukturen bereits im Familiensystem vorhanden, so dass auch eine hypnosystemische Betrachtung sinnvoll sein kann. Bachblüten können ebenfalls dabei helfen, die inneren Prozesse zu verstärken und zu stabilisieren.

Weitere Formen der Depression sind unter anderem das Burn-Out-Syndrom, welches mit einer Erschöpfung der Nebennieren einhergeht, die weit verbreitete postpartale Depression nach der Geburt sowie andere Depressionen, die vorwiegend körperlich-organische Ursachen haben. Hier ist vor allem Naturheilkunde – insbesondere die klassische Homöopathie und Kräuterheilkunde – sehr hilfreich.