Hypersensibilität bzw. Hochsensibilität (HSS)

Aktuelle Schätzungen gehen davon aus, dass heute etwa 15-20% der Bevölkerung in den westlichen Industrieländern diesem Typ entsprechen und überdurchschnittlich sensibel sind. Sie nehmen Sinneseindrücke intensiver wahr als andere und auch ihr Gefühls- und Empfindungsspektrum ist weiter und abgestufter als bei anderen Menschen. Ebenfalls empfindlicher reagieren sie auf Sinnesreize wie Gerüche, Dämpfe, Staub, Rauch, Pollen, Licht, Geräusche sowie Druck, Hitze und Kälte. Sie entsprechen dem, was im Sprachgebrauch häufig als „feinfühlig“, „zart besaitet“ oder „dünnhäutig“ beschrieben wird. Ein wesentlicher Unterschied liegt in der Reizverarbeitung des Nervensystems. Was bei den meisten Menschen zu einem normalen Erregungsniveau führt, kann bei hochsensiblen Menschen eine hochgradige Stressreaktion des Nervensystems auslösen. Dadurch wirken sie schnell überlastet und können bereits bei Kleinigkeiten in Stress geraten oder mit Aggression reagieren. Dies sind die Schattenseiten der besonderen Qualitäten, welche hoch sensitive Personen ausmachen. Auch auf Kaffee, Schwarztee und andere Stimulantien reagieren sie stärker als andere Personen und haben oft eine intensivere Schmerzwahrnehmung. Daher kommen hier funktionelle Beschwerden wie etwa Schmerzzustände oder auch das Fibromyalgie-Syndrom häufiger vor.

Auf psychischer Ebene erfahren hochsensible Menschen oft ein Gefühl von Andersartigkeit. Dieses kann das Bild von der Umwelt und sich selbst so stark prägen, dass sie langfristig Glaubenssätze entwickeln wie „ich bin nicht in Ordnung“ oder „ich bin nicht liebenswert“. Ein derartiges Glaubenssystem hat natürlich großen Einfluss auf die erlebten Bindungen und Bindungserfahrungen, welche zu den wichtigsten menschlichen Schutzfunktionen vor seelischen Verletzungen führen. Auch Abgrenzung gegenüber anderen Personen ist bei ihnen meist ein Problem. Diese Faktoren machen sie sehr verletzlich im seelischen Bereich.

Ein Kernziel der Therapie ist es, die Fähigkeit zur Abgrenzung zu fördern, so dass eine angemessenere Reaktion auf äußere Reize stattfinden kann. Von außen kommende Reize können dadurch besser gefiltert und verarbeitet werden. Hierzu sind kognitive Verhaltenstherapie und hypnotherapeutische Ansätze hilfreich. Sie nützen ebenfalls bei der Veränderung negativer Glaubenssätze. Häufig ist Hochsensibilität verbunden mit einem seelischen oder körperlichen Trauma, so dass Elemente aus der Traumatherapie angebracht sind. Hypnotherapeutische Ansätze und die Arbeit mit Ego-States sind ebenfalls oft sehr gut zur Stabilisierung der Persönlichkeit und helfen bei einer besseren Zentrierung von Aufmerksamkeit und Energie.

Auf hormoneller Ebene überrascht es nicht, dass der Cortisolspiegel im Blut oft erhöht ist. Schließlich führt das empfindliche Nervensystem zu einem erhöhten Stressrisiko. Dies macht sie auch empfänglicher für Erkrankungen, die durch Stress ausgelöst oder gefördert werden wie Reizmagen, -darm oder -blase, Asthma, Morbus Crohn, Colitis ulcerosa oder das Burn Out-Syndrom. Auch Erkrankungen, die einen Bezug zum Nervensystem haben, sind häufiger zu finden. Daher hilft eine begleitende Behandlung mit naturheilkundlichen Mitteln wie Pflanzenheilkunde oder Schüßler-Salzen bei der Stabilisierung von Nervensystem und Nebennieren.

Das Energiesystem ist ebenfalls stark beeinflusst und gerät rasch aus dem Gleichgewicht. Bewährt hat sich hier Prana-Arbeit nach Master Choa Kok Sui.